Den guten Flow und spannenden Austausch setzen wir am zweiten Camp-Tag fort. Frederike Haupt, Tallence Product Managerin und Digital Consultant, kitzelt die techcamp-Teilnehmenden bereits mit dem Titel ihres Beitrags: „Peter, Thomas, Klaus & ich. Junge Frauen im Software Business“
Mehr als berechtigt wirft sie Fragen auf: Warum sind Frauen nach wie vor so unterrepräsentiert in der IT-Branche? Was kann Abhilfe schaffen?
Fredi spannt den Bogen beginnend mit einem Blick ins Gestern. Historisch gewachsen und sich wahrlich hartnäckig haltend, prägen uns verschiedene patriarchale Strukturen bis heute. Frauen mussten sich ihre immer Rechte erkämpfen, so durften noch bis 1977 Frauen per Gesetz nur dann erwerbstätig sein, wenn es mit den ehelichen und familiären Pflichten vereinbar war. Folglich lasten Gewohnheitseffekte stark auf uns, viele Handlungen und Verhaltensweisen wurden in der Vergangenheit viel zu wenig hinterfragt, und nach wie vor machen wir sie uns viel zu selten bewusst.
Als Beispiel zieht Fredi hier unter anderem frühkindliche Erziehung nach Rollenklischees heran, die sich erst sukzessive zu verflüchtigen scheint. Gender Bias in Wissenschaft und Gesellschaft wirken fort, wir finden uns wieder in einer Welt mit Gender-Pay-Gap und gerade mal 13,3% Frauen in IT-Führungspositionen in der Bunderepublik im Jahr 2020.
Frederike bemängelt, dass das Attribut „Leistungsträger“ nach wie vor eher Männern zugeschrieben und die neue Kollegin immer noch argwöhnisch angeschaut wird, wenn sie ihre Karriereambitionen selbstbewusst und offensiv erklärt. Unbewusste geschlechtsbezogene Vor- und Nachteile aufgrund biologischer Unterschiede sind gegeben und vielleicht nicht der größte Blocker, tragen aber dennoch zu stereotypen Erwartungen bei und nähren Vorurteile. Dass dann Maßnahmen zu mehr Gleichberechtigung oft ins Lächerliche gezogen werden, am Küchentisch ebenso wie im Bundestag, lässt einen eher sprachlos zurück. Aber: Im Schweigen zu verharren ist hier ganz sicher nicht die Lösung.
Auch Frederike gibt ihren Zuhörer*innen Tipps an die Hand:
„Positioniert euch“, sagt sie, „geht in Unternehmen, denen Diversität wichtig ist. Das bewirkt Umdenken. Und: Network, Network, Network! Sprecht drüber, gerade in IT-nahen Branchen. Seid da und seid sichtbar, zeigt euch und eure Meinung, steht zu eurer Leistung und geht mit gutem Beispiel voran. Sucht euch inspirierende Leute und brecht aus gelernten Strukturen aus. Diversität macht uns groß, vielfältig und in Summe besser.“